Madeleine Delbrêl

Madeleine, am Anfang des 20. Jahrhunderts in einem atheistischen Elternhaus aufgewachsen und selbst lange bekennende Atheistin, fand im Alter von 20 Jahren nach einer dramatischen Lebenswende zum Glauben. 1933 zog sie als Sozialarbeiterin mit einigen Wegbegleiterinnen nach Ivry, einer explosionsartig gewachsenen Industriestadt in der Bannmeile von Paris, die mit vielen sozialen Problemen zu kämpfen hatte.

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Quelle: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Madeleine_Delbrel.html

Der Ort ihres fast schon klösterlichen Lebensstils war aber nicht etwa das Kloster, sondern das städtische Arbeitsleben: die Straße, die Fabrik, die Küche, die U-Bahn. Sie schreibt dazu: „All das ist nur die Rinde einer herrlichen Realität der Seele mit Gott in jeder neuen Minute …“ Sie war einerseits aktiv und unter den skeptischen und gestressten Menschen, bei Hausbesuchen, bei den Obdachlosen auf der Straße oder in der Sozialstation. Dabei ließ sich Madeleine von Gottes Liebe zu allen zum Handeln antreiben.

Andererseits suchte Madeleine in der Hektik der Stadt die Ruhe, musste aber eingestehen: „Alle Geräusche, die uns umgeben, machen viel weniger Lärm als wir selber. Der eigentliche Lärm ist der Widerhall der Dinge in uns.” Dennoch pflegte sie solche Ruhezeiten und hielt die Stille aus. In der Überfüllung der Stadt wollte sie allein sein und erkannte: „Was hilft es uns, ans Ende der Welt zu gehen, um dort eine Wüste zu finden? Wozu uns hinter Mauern (des Klosters, Anm. d. Verf.) begeben, die uns trennten von der Welt? Denn du (Gott, Anm. d. Verf.) wirst dort nicht gegenwärtiger sein als im Maschinengetöse, in dieser hundertgesichtigen Masse …“ Im Getriebe des Arbeitsalltages pflegte sie Zeiten des Gebets. Gezielt nutzte sie Freiräume und Pausen des Alltags dazu. Sie verglich diese Zeiten einmal mit Tiefbohrungen zur Energiegewinnung, im Gegensatz zur Abholzung von Wäldern. Im urbanen Leben sei das Gebet nur durch schmale und tiefe Bohrungen möglich, wobei Intensität die Dauer ersetzt.

Madeleine Delbrêl lebte so ihren Glauben im Gleichgewicht von Stille und Handeln. Sie ist damit ein lebendiges Zeugnis eines – man könnte sagen – „mystischen“ Lebensstils inmitten eines urbanen Umfeldes. Sie ermutigt uns, die im stressigen Arbeitsalltag nur spärlich verfügbare Räume zur Stille zu nutzen. Und sie weist uns darauf hin, dass wir, um mit Gott allein zu sein, uns nicht ins Kloster zurückziehen müssen, sondern vielleicht stattdessen die letzte U-Bahn nehmen.

sgd