Verneigung

Verneigung

Das Verneigen ist eine Geste der Anbetung. Hier hört der Mensch auf, auf sich selbst zu schauen und staunt vielmehr ehrfürchtig, manchmal sprachlos, über das Geheimnis Gottes. Anselm Grün schreibt dazu: „In dieser Gebärde lassen wir das Kreisen um uns los, wir hören auf, uns zu loben und uns zu tadeln, wir gehen ganz auf in der Gebärde vor dem großen Gott.“ In der Verneigung können wir also freiwerden von uns selbst, still und ganz bei Gott sein – und damit ganz uns selbst werden.

verneigung

Verneigung

Wollte man zur alttestamentlichen Zeit Anbetung vor Gott oder Erfurcht gegenüber einem König zum Ausdruck bringen, so warf man sich nieder, mit dem Gesicht zur Erde. Später, in den nachchristlichen Jahrhunderten, wählte man zu ähnlichen Anlässen dagegen eine andere Geste: das Sich-Verbeugen. Weil man in diesen Jahren zunehmend die Bedeutung des gemeinsamen Gebets auch außerhalb des Tempels betonte, hatte man sich – so sagen uns religionsgeschichtliche Forscher – auf die Suche nach weniger exzentrischen Gebetsgesten gemacht. Das Verneigen ist damit eine moderate, weiterentwickelte Form des Sich-Niederwerfens. Im Laufe der Geschichte erlangte die Verbeugung im Gottesdienst der frühen Kirche an besonderer Bedeutung. Sie kann uns auch heute noch helfen, unserem Glauben Ausdruck zu verleihen oder uns auf eine innere ehrfürchtige Haltung einzustimmen.

Wenn Sie diese Geste einüben möchten, dann stellen sie sich zunächst aufrecht hin. Stellen Sie sich vor, Gott stünde ihnen als Partner gegenüber und schaue Sie an. Neigen Sie dann langsam Ihren Kopf und Ihre Schultern. Ihre Arme können Sie dabei hängen lassen oder sie über dem Bauch oder der Brust kreuzen. Danach erheben Sie sich wieder. Wiederholen Sie diese Verbeugung noch ein paar Mal, unterschiedlich tief, sogar so weit, bis ihr Oberkörper im rechten Winkel zu den Beinen ist. Spüren Sie den Unterschied zwischen dem aufrechten Stehen als Partner und der verbeugten Haltung. Die Verneigung ist dabei inhaltlich nicht eindeutig definiert. Sie können sie daher mit Ihren eigenen Erfahrungen, Gefühle und Interpretationen füllen.

sgd