Lady’s Well

Auf einem Hügel liegt ein kleiner Teich, das Wasser ist fast spiegelglatt. Das leise Plätschern einer Quelle ist zu hören. Ein Windstoß geht durch die Baumreihe, die den Rand des Wassers säumt und sich wie eine grüne Kathedrale um den Teich erhebt. In der Mitte des Teichs ein moosbewachsenes keltisches Kreuz. Der Wind kräuselt das Wasser ein wenig und die letzten Strahlen der Abendsonne beginnen darauf zu tanzen. Die so genannte „Lady’s Well“ in Holystone im nordostenglischen Northumberland ist ein beschaulicher Ort. Hier findet man einen eigenartigen Frieden.

Foto: Shutterstock

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Die Ursprünge dieses besonderen Ortes liegen im Dunkeln. Unweit einer Römerstraße gelegen, ist es denkbar, dass die Quelle zur Wasserversorgung für marschierende Soldaten und andere Reisende diente. Der Name „Holystone“ könnte aber vielmehr auf eine alte heilige Stätte hinweisen. Vielleicht war hier einmal ein heiliger Stein aufgerichtet oder später ein römischer Altar.

Jedenfalls weist die Tradition Lady’s Well ein besonderes geschichtliches Ereignis zu:  Paulinus, ein römischer Missionar und späterer Bischof von York, sei im frühen 7. Jh. in die Region Northumbria gekommen, um die Menschen zur Umkehr von ihren heidnischen Wegen zu rufen und zum christlichen Glauben einzuladen. Viele Menschen folgten seinem Ruf und ließen sich als Ausdruck ihrer Umkehr von ihm taufen. Auch hier in dieser Quelle soll Paulinus gekniet und Menschen getauft haben. Viele hunderte sollen es gewesen sein. Im 12. Jh. ließ sich in Holystone ein Orden der Augustinerinnen nieder, die das Erbe dieses Ortes pflegten. Sie ließen in der Quelle ein Kreuz aufstellen, das im 19. Jh. noch einmal erneuert wurde.

Lady’s Well ist für mich ein heiliger Ort. Er lädt zum Innehalten auf der Lebensreise ein, zum Ruhigwerden und Kraftschöpfen. Er ruft aber auch zum Umkehren von falschen Wegen, zur Buße und zur Erneuerung.

sgd