Nach der zweiten Zoom-Konferenz in den letzten vier Stunden steigt in mir ein beklemmendes Gefühl auf. In beiden digitalen Treffen habe ich großartige Menschen getroffen, zudem wurde viel geschafft. Wir haben uns gegenseitig inspiriert, auf den neuesten Stand gebracht und beraten. Doch ich spüre ein zwiespältiges Gefühl: Obwohl es richtig gut gelaufen ist, fühle ich mich hoffnungslos – die Hoffnung fehlt…

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Die Zukunft ist eine hybride Gesellschaft.

In den letzten Tagen begegnet mir öfter das Wort hybrid. Ist das die neue Zukunft? Werden wir unseren privaten und beruflichen Aktivitäten noch eine weitere Wahlmöglichkeit hinzufügen müssen? Treffen wir uns real oder im Internet? 

Auch ich gehöre zu denen, die die Möglichkeit sehr schätzen. Gerade in Zeiten von Kontaktbegrenzungen, ist es eine Chance, digital handlungsfähig zu bleiben und sich auch sichtbar zu begegnen. 

Diese Vorstellung löst gemischte Gefühle aus.

Was löst in mir diese Beklemmung aus? Ein Teil in mir möchte zurück in die alte Welt. Es ist nicht das gleiche, sich auf einem Bildschirm zu hören und zu sehen. Da fehlen noch mindestens drei Sinne. Ich kann weder einen Kaffee anbieten, noch rieche ich das leichte Parfüm meines Gegenübers. 

Von einem Händedruck oder gar einer Umarmung bei der Begrüßung mal ganz zu schweigen. Noch viel wichtiger ist mir die Stimmung, die in einem Raum entsteht durch die gesprochenen Worte. Zudem fehlt mir die nonverbale Sprache. 

Manches wird leichter, manches wird komplizierter.

Nachdem ich mir das eingestanden habe, hellt sich meine Stimmung wieder auf. Natürlich sehe ich auch die Vorteile einer hybriden Kommunikation. Das Wort hybrid bedeutet gebündelt, vermischt. 

Wir werden in Zukunft noch mehr unsere Termine bündeln und persönliche Treffen mit Veranstaltungen und Meetings im Netz mischen. Weniger quer durch Deutschland fahren, um uns für gemeinsame Interessen oder Ziele zu treffen. Mir scheint dies eine Erleichterung zu sein, zudem schont es die Umwelt. 

Vertagen wir diese Vorstellung lieber auf morgen.

Jetzt überschlagen sich die Gedanken in meinem Kopf ich male mir aus, wie dieses hybride Leben für mich aussehen könnte.  Oh nein, es wird nicht einfacher. Wer bin ich in dem Ganzen und bin ich den Anforderungen gewachsen? 

Diese Welt ist da, ob ich sie will oder nicht und irgendwie muss ich dazu eine Haltung einnehmen. Schon etwas müde, will ich einfach alles wegschieben und auf morgen vertagen. 

Motivierende Bilder eröffnen einen neuen Horizont.

Mitten in meinem digitalen Frust erreicht mich eine andere Wirklichkeit. Mein Blick fällt auf zwei Postkarten, die an der Pinnwand gegenüber von meinem Schreibtisch hängen. Ich sehe springende Delfine bei Sonnenaufgang und die Christus Ikone von Andrej Rublev. 

Mich durchströmt eine positive Energie, die kraftvoll nach vorne drängt. Ich erinnere mich an ein Zitat von Jesus: „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Zeit und Ort verschmelzen für einen kurzen Moment. Ich sehe innerlich einen Leuchtturm, der das Dunkel erhellt.

Hoffnung bahnt den Weg in die Zukunft.

Da ist sie wieder diese innere Hoffnung und sie ermutigt mich: „Ich werde meinen Weg finden. Wir als Gesellschaft werden unseren Weg finden“. Ich habe keine Ahnung, wie viele Berge wir noch überwinden müssen? Wie oft wir scheitern werden?

Wir können nicht voraussehen, wie viel Abgründiges uns noch erwartet. Ein Zukunftsbild aus dem Buch der Enthüllung in meiner Bibel gewinnt vor meinem inneren Auge plötzlich Gestalt.

In der Vorstellung male ich mir das Bestmögliche aus.

In meiner Phantasie male ich mir, aus wie es in der Tiefe des echten Seins ist und eines Tages sein wird. Wohltuende, gesunde Natur lebt im Einklang mit dem Bestmöglichen von menschlicher Kultur. 

Architektonische Schönheit steht versöhnt neben saftigen Bäumen, frischem Wasser und dem warmen Licht – als Symbol allen Ursprungs. Der Löwe und das Lamm spielen zusammen und Menschen auf der ganzen Erde leben friedlich miteinander. 

Entscheidung zwischen gelähmt feststecken oder voller Elan vorwärtsgehen.

Zugegeben, diese biblische Phantasie scheint sehr weit weg von den Berichten der täglichen Nachrichtensendungen. Aber ist diese Zukunft gänzlich unmöglich? Für mich scheint es eine Frage des Vertrauens zu sein.

In der Krise spüre ich etliche Ängste und Sorgen. Sie lähmen uns und sind zudem eine negative Vorwegnahme der Zukunft. Doch die Hoffnung macht einen großen Unterschied. Wenn ich hoffnungsvoll nach vorne schaue, spüre ich neue Energie und sehe vielleicht auch einen neuen Weg.

Deshalb wünsche ich mir, dass wir genauso oft, wie wir über unsere Befürchtungen reden auch über unsere Möglichkeiten und Ziele sprechen: Was gibt Ihnen Hoffnung? Welche Chancen und hoffnungsvolle Entwicklungen erleben Sie derzeit?  Über eine Rückmeldung per Mail würde ich mich sehr freuen.


Ilona Dörr-Wälde