Willkommen zu den nächsten Abschnitten des irischen Morgengebetes: In meinem letzten Beitrag habe ich Sie mitgenommen in die Gutshof-Kapelle. Mit einer Gebetsübung aus dem irischen Morgengebet, sind wir in die Gegenwart Gottes eingetaucht. Der Atem und die Alltagsthemen kommen zur Ruhe. Wie geht es jetzt weiter?  

Eine tiefe Erkenntnis offenbart sich

Die Mönche drücken aus, wer ihnen zutiefst Sinn verleiht und sprechen ihr Vertrauen aus:

„Zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Durch den Glauben haben wir erkannt: Du bist der Heilige Gottes. Gelobt seist du, Herr Jesus Christus, König unendlicher Herrlichkeit.“

Offensichtlich waren sie suchende Menschen und fragten sich, wer oder was hinter der sichtbaren Welt in der sogenannten „Anderwelt“ vertrauenswürdig ist. Sie entdeckten in den Lehren Jesu worauf es im Wesentlichen ankommt. In der Stille begegnen sie der ursprünglichen, guten und belebenden Kraft. Die Augen des Herzens öffnen sich und sehen die Schönheit des Lebendigen jetzt in diesem Moment, ohne Anfang und Ende. Spontan drücken sie ihre Wertschätzung aus.

Worte des ewigen Lebens geben der Seele eine Heimat

Das tägliche Lesen aus heiligen Schriften vertieft das Verständnis und hilft der Seele in dieser vertrauenswürdigen Welt zu wohnen. Deshalb lese ich jetzt kurze Texte aus der Bibel und eine Liedstrophe oder einen Text von Vorbildern, die prägenden Einfluss haben. Die Worte klingen nach und öffnen weiter den Raum des Vertrauens.

In diesem Moment wird deutlich, dass nicht nur mir die Kraft und der Frieden aus diesen Worten Lebensraum für den heutigen Tag schaffen, sondern dass ich diesen von ganzem Herzen auch anderen wünsche. Menschen, mit denen ich verbunden bin in meiner Umgebung, beruflich oder privat wünsche ich von ganzem Herzen gutes Leben. Unter dem Stichwort „Gebet für andere“ sprechen wir vier Menschen Segensworte zu. Manchmal ergibt sich eine offene Gebetszeit. Dieser Teil des Morgengebets mündet in eine weitere Übung.

Die Kraft des Lichtes trägt in Herausforderungen

Von Patrick, einem irischen Mönch, erzählt man sich eine Geschichte, in der er mit seinem König in einen Konflikt geraten ist. Er wurde auf den Königshof gerufen und musste mit seinem Todesurteil rechnen.  Er bereitete sich mit dem folgenden Gebet auf diese Begegnung vor:

Christus als Licht erleuchte und leite mich.

Christus als Schild überschatte mich.

Christus sei unter mir; Christus sei über mir;

Christus sei neben mir, zu meiner Linken und meiner Rechten.

Sei heute in mir und um mich, gütig, demütig, doch allmächtig.

Sei im Herzen aller, zu denen ich spreche;

Im Munde aller, die zu mir sprechen, gütig demütig, doch allmächtig.

Christus als Licht; Christus als Schild;

Christus sei neben mir, zu meiner Linken und meiner Rechten.

Das Licht, der Gesandte Gottes, ist die Energiequelle für alles was lebt. Patrick begibt sich mit seinem ganzen Körper und seinem inneren Menschen in diese Quelle. Oder um im Bild zu sprechen: Er zieht sich warm an für die Begegnung mit dem König.

Während eines Spaziergangs sah ich vor einiger Zeit einen sehr hellen und großen Lichtkranz der Sonne direkt vor mir. Ich musste stehenbleiben und tauchte ein in diese Schönheit. Ich fühlte mich in eine andere Welt gehoben. Plötzlich fiel mir das Gebet von Patrick ein und es wurde für mich erlebbar. In meiner Vorstellung stellte ich mich mit meiner ganzen Person in diesen Lichtkranz und fühlte, wie ich völlig umgeben und durchflutet bin von seiner Kraft.

Übrigens ging der Konflikt für Patrick gut aus. Er wurde vom König anerkannt. 

Nach dem Gebet für andere sprechen wir gemeinsam das Gebet des Patricks und begeben uns mit unserer ganzen Person in den Lichtkranz Gottes. Wir vergegenwärtigen uns, dass Gott in allem was heute auf uns zukommt präsent ist.

Der Segen geht mit in den Tag

Wir schließen das Morgengebet mit einem Segensgruß ab:

„Der Friede Christi, unseres Herrn, gehe mit euch, wohin er euch auch sende. Er führe euch durch die Wildnis, schütze euch im Sturm. Er bringe euch heim mit Freude über die Wunder, die er euch erwiesen hat. Er bringe euch abermals mit Freude heim durch sein Tor. Im Namen des Vaters.“

Mit diesem Segen wünsche ich Ihnen eine inspirierende Weihnachtszeit und erholsame Tage zwischen den Jahren. Vielleicht sehen wir uns im kommenden Jahr hier auf dem Gutshof.

Ich lade Sie ein mit mir Stille Tage zu gestalten https://www.doerr-waelde.de/auszeit/fuenf-tage-in-der-stille/.


Ilona Dörr-Wälde