Gedankenfetzen gehen mir durch den Kopf. Ich erinnere mich an Begegnungen in den letzten Wochen, die mein Herz wärmen. Wertvolle Menschen habe ich kennengelernt. Mit einigen war ich im Wald und es verblüfft mich immer wieder neu, was ich dort mit den Gruppen erlebe. Immer wieder erkenne ich wie wertvoll es ist mit neuer Ausrichtung in den Sommer zu starten. 

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Sommer Ausrichtung: Auszeit im Schäferhaus

Vor meinem inneren Auge steigen Gesichter auf und berührende Aussagen. Ich bin einfach dankbar. Seit dem 15. Mai können wir wieder die Ausbildung zum Waldbademeister durchführen. In den letzten sechs Wochen war so viel los und es ist dringend nötig, dass ich jetzt anhalte. 

Deshalb packe ich heute morgen die Strategie-Charts der letzten Monate ein. Zudem mein Notizbuch, in dem ich persönliche Fragen und göttliche Impulse aufschreibe. Ich nehme meine Mappe mit Bildern mit, die ich bei meinen stillen Tagen gemalt habe. Schließlich mein iPad, eine Bibel, Papier, Schreibzeug und Buntstifte. 

Jetzt sitze ich im Schäferhaus mit einer Tasse Kaffee in der Hand und beginne meinen Tag in der Stille. Ich habe mir für heute vorgenommen, die letzten Monate zu reflektieren und zu sehen, was geworden ist und was liegen geblieben ist. Mein Ziel ist, den kommenden Monat zu planen und einen Beitrag für meinen Blog zu schreiben. 

Rückblick und Vorblick

Nachdem ich alle Notizen und strategischen Ziele der letzten sechs Monate nachgelesen habe, stelle ich fest, dass ich ungefähr die Hälfte umgesetzt habe. Spontan nehme ich den Block in die Hand, setze mich ans Fenster und male intuitiv einen Weinstock. An manchen Reben hängen bereits reife Trauben und an anderen ist nur eine oder keine. 

Insgesamt sieht der Weinstock ansehnlich aus und mir wird bewusst, dass dieses verrückte halbe Jahr auf seine geheimnisvolle Weise doch Früchte trägt. Natürlich empfinde ich auch Schmerz über die kahlen Stellen. Nach und nach melden sich in mir die unterschiedlichen Seiten zu Wort.

Überrascht von der inneren Stimme

Nach dem Rückblick möchte ich den Sommer planen und mich auf die sinnvoll erscheinenden Aufgaben und Projekte fokussieren. Denn am Nachmittag will ich den Blogbeitrag schreiben.

Jetzt muss ich mich selbst ermahnen. Wie oft habe ich anderen erzählt, wie wichtig die Stille zwischen Ebbe und Flut ist. Deshalb lasse ich meinen Plan los und gebe der inneren Stimme Raum. Hörend folge ich den Impulsen und wertschätze jeden Teil in mir, der sich meldet.

Ich vergesse die Zeit und bin ganz in der inneren und tieferen Welt angekommen. 

Das innere Team wertschätzen

Wie wertvoll ist dieses innere Team. Die Macherin hört der Verträumten zu und die Abenteuerlustige achtet auf die Sicherheitsbedürftige. Da zeigt sich durchaus Konfliktstoff. Die kontemplative Seite möchte noch viel mehr Stille, doch die Visonärin drängt zu mehr sinnvollen Taten und die Pionierin möchte zielstrebig wiederaufbauen. 

In diesem Dialog spüre ich meine Identität: Die Person zu sein, die ich in Gottes Augen längst schon bin: Sein geliebtes Kind, neugierig, lebensdurstig und spielerisch. Zugegen, ich habe nicht in allem den Erwartungen anderer entsprochen – auch nicht den eigenen. 

Etliche Pläne wurden mir einfach aus der Hand genommen. Ja, ich bin von manchem enttäuscht.  Zudem hätte ich im Lockdown auch mehr machen können. An manchen Tagen habe ich es einfach genossen, dass es keine Termine gab und ich nichts tun musste. Gleichzeitig vermisse ich auch einige Erfolge, auf die ich gehofft habe.

Frieden schließen mit dem was ist

Langsam kann ich alles Ungute loslassen und ich spüre einen tiefen Frieden. Die Sicht nach vorne klärt sich. In dieser äußeren Ruhe finde ich zur inneren Ruhe und ich bin meinem himmlischen Vater dankbar, aber auch den Menschen in meinem Umfeld. 

Wir sind miteinander durch diese Monate gegangen und sie waren auf ihre Art fruchtbar. Es ist gut so, wie es ist. Ich kann annehmen, was unklar bleibt. Mir scheint, dass wir vieles wieder neu aufbauen müssen. Konkret schreibe ich sieben Punkte auf, auf die es im Juli ankommt. Jetzt stellt sich auch innerlich eine neue Klarheit und Freude ein. 

Den Wind der neuen Energie spüren

Zwischen all den offenen Fragen meldet sich leise diese Spannungen wieder. Ich fühle einen kleinen Handlungsraum. Dabei bewegt sich etwas. Ich möchte mutig im Wind segeln. Ruhige Fahrwasser sind wohl nicht zu erwarten und jeder Tag wird seine eigene Herausforderung mit sich bringen. 

Dennoch spüre ich Leitplanken und fühle mich gerüstet. Jetzt kann ich mit Rainer abstimmen und planen. Ich schaue auf die Uhr. In einer halben Stunde ist die Auszeit zu Ende. Gut, den Blog werde ich am Samstag schreiben. Diese verbleibende Zeit möchte ich weiter im Gebet verbringen. 

Mit einem fröhlichen Herzen in den Sommer aufbrechen

Ein Liedvers von Paul Gerhard, den meine Mutter gerne gesungen hat, kommt mir in den Sinn:

1. Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier,
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.

2. Die Bäume stehen voller Laub,
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide;
Narzissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide.

3. Die Lerche schwingt sich in die Luft,
das Täublein fliegt aus seiner Kluft
und macht sich in die Wälder;
die hochbegabte Nachtigall
ergötzt und füllt mit ihrem Schall
Berg, Hügel, Tal und Felder.

Mit dieser Grundhaltung starte ich in den Sommer. Ich lade Sie ein, sich bewusst Zeiten in der Natur und an schönen Orten zu nehmen. Vielleicht klappt es in diesem Jahr nicht mit dem Wunschurlaub. Dennoch wünsche ich Ihnen kostbare Urlaubstage. Lassen Sie sich von der Schönheit des Sommers beflügeln.


Ilona Dörr-Wälde