Rhythmus

Rhythmus entspricht unserem Menschsein und tut uns gut. Ein Rhythmus kann uns aber auch abhanden gekommen sein oder es kann vorkommen, dass wir Vorbehalte ihm gegenüber hegen. Dann muss ein Rhythmus von uns neu entdeckt, festgelegt und eingeübt werden. Die christliche Tradition mit seinen spirituellen Rhythmen kann uns dabei helfen.

Unsere gesamte menschliche Existenz hat Rhythmus. Äußerlich wie innerlich. Äußere (sog. exogene) natürliche Rhythmen sind in den Gezeiten, den monatlichen Mondphasen oder dem jährlichen Wechsel der Jahreszeiten und dem Wechsel von Tag und Nacht zu entdecken. Aber auch unser Körper ist geprägt von inneren (sog. endogenen) Rhythmen, z.B. biologischer Art wie dem Schlaf-Wach-Rhythmus und psychischer Art wie sich das an unserer Aufmerksamkeits-, Reaktions- und Merkfähigkeit feststellen lässt. Die Wissenschaft der Chronobiologie hat festgestellt, dass einige der inneren und äußeren Rhythmen aufeinander abgestimmt sind und wir in die großen natürlichen Zyklen eingetaktet sind. Diese Synchronisation kann jedoch durch einen ungesunden Lebensstil oder soziale Einflüsse zerstört werden. Wir werden dann krank – körperlich oder psychisch – oder unsere Zeitwahrnehmung verändert sich. Wenn uns ein Rhythmus abhanden kommt, müssen wir ihn aufwendig wieder erlernen. Das zeigt, wie kostbar die natürliche Rhythmisierung unseres Lebens ist.

Die jüdische und christliche Tradition hat diese Rhythmen geachtet und Spiritualität innerhalb dieser Zeitzyklen entworfen und gepflegt. Im Psalm 121 beispielsweise wird das Hinausgehen des Menschen zu seinem Tagwerk und sein Heimkommen in Entsprechung zu Himmel und Erde, Tag und Nacht, Sonne und Mond gesetzt und in allem wird der Segen Gottes erbeten. Ein anderes Beispiel ist die Tagesstruktur der Mönche, die bis auf Benedikt zurückgeht. Ora et labora – Gebet und Arbeit rhythmisieren den Tag, alles hat seine Zeit. So wurden schon seit jeher natürliche Rhythmen gewahrt und als eine Möglichkeit gesehen, Tag und Nacht, die Woche oder das Jahr spirituell zu gestalten.

Ein solcher Rhythmus bietet Ihnen Halt und Freiheit zugleich. Er kann mit einem Rankegitter verglichen werden, das in regelmäßigen Abständen der aufwachsenden Rose Halt, dann aber auch wieder Freiraum zum Wachstum bietet. Ein Rhythmus legt er uns zwar fest – und doch muss er nicht als Einschränkung empfunden werden. Menschen, die einen bestimmten Rhythmus pflegen, betrachten ihn vielmehr als eine Form, Zeit gut zu nutzen; als Hilfe, den verschiedensten Bereichen ihre Zeit zuzuweisen und etwa nicht zu viel zu arbeiten, um so auch Zeit für weniger dringliche Dinge zu haben.

sgd